Meine Fotografie hat sich stark verändert in diesem Jahr, stellte ich erst kürzlich mit einem Blick auf längst vergangene Momentaufnahmen fest. Entgegen aller Erwartungen, erweist sich diese Veränderung eher als ein Prozess, welchen ich zwar immer wieder wahrnehme, aber nur selten beeinflussen kann und möchte. 

Das Einfrieren verschiedener Begebenheiten durch die Fotografie, passiert für mich schon immer als Gefühl und weniger als eine konzeptionelle Anordnung von Menschen, oder auch Gegenständen. In meinem Kopf schwirren die Ideen in einem großen Kreis herum, bis eine vorsichtig aus diesem Muster hervorschaut und mich dazu zwingt, auf den Auslöser zu drücken. 

Ich erinnere mich durch meine Bilder an Gespräche und weiß genau, wie ich mich im Moment der Aufnahme gefühlt habe. Aber auch, wie sich die Person mir gegenüber gefühlt haben muss.

“Ich erinnere mich durch meine Bilder.”

Veränderung erscheint mir also in diesem Zusammenhang als etwas positives, als ein Drang die eigenen Ideen auf neue Art und Weise umzusetzen und sich selbst immer wieder neuen Herausforderungen zu stellen. Meine persönliche Herausforderung, obwohl ich sie lieber als aufgeräumtes Chaos bezeichnen möchte, war nichts weiter als eine weiße Wand. 

Der Blick in meine alten Galerien verrät schnell, welchen Schwerpunkt ich mir selbst in der Fotografie gesetzt hatte. Ich war eine Zeit lang der festen Überzeugung, meinen Stil nur als ungekünstelt und ein Stück auch als echt bezeichnen zu können, wenn meine Fotografie an dem natürlichsten Ort dieser Welt passiert – in der Natur selbst.
Eine weiße Wand und besagtes aufgeräumtes Chaos also, haben mir unerwartete Möglichkeiten eröffnet. Zum ersten Mal ging es nicht nur darum, einen Menschen möglichst natürlich in eine Landschaft einzufügen, sondern ihn direkt in den Mittelpunkt zu stellen. Würden andere Fotograf*Innen vielleicht sogar die Langweiligkeit eines immer wiederkehrenden Hintergrundes beschreiben, habe ich das Bedürfnis immer mehr davor aufzublühen.

Ich nehme den menschlichen Körper (in dieser gezeigten Serie auch endlich meinen eigenen), besser wahr und habe langsam das Gefühl zu verstehen. Wie das Zusammenspiel aus Muskeln, Knochen und Haut uns zu den Kreaturen macht, welche wir versuchen durch Kleidung zu übermalen.
Ein gesunder Körper, egal ob weiblich oder männlich, fühlt sich ästhetisch an, wie er in der Situation eines Fotoshootings bewegt und gedehnt wird. Auf einmal wirkt er trotz scheinbarer Makel oder Unförmigkeiten perfekt, als hätte es nie eine andere Form oder ein von der Gesellschaft inszeniertes Schönheitsideal gegeben.

“Ein gesunder Körper fühlt sich ästhetisch an, wie er in der Situation eines Fotoshootings bewegt und gedehnt wird.”

Kommen wir also auf meine eigene Fotografie und das aufgeräumte Chaos zurück, möchte ich an dieser Stelle kurz festhalten, dass Veränderung auch Weiterentwicklung bedeuten kann und für mich hinter der Kamera unabdingbar ist. Ich habe Gespräche analysiert, ungezwungene Momente eingefangen und scheine gerade den menschlichen Körper noch besser kennen und lieben zu lernen.
Selbst dabei jedoch, scheint sich eine Konstante entwickelt zu haben, denn am Ende eines jeden Tages, möchte ich nur eine kurze Nachricht übertragen: Jeder Körper hat eine Berechtigung und jeder Mensch darf sich darin wohlfühlen.