Und wie bearbeitest du deine Bilder?
Dies ist wohl eine der meist gestellten Fragen die Fotograf*innen der heutigen Zeit gestellt wird. In einer Welt zwischen Instagram und Presets, durch die man im Lightroom mit nur einem Klick einen kompletten Bildlook erstellen kann, scheinen alle nur noch auf der Suche nach dem perfekten Filter zu sein. Aber welche Antwort wird sich auf diese Frage erhofft? Welche Tipps werden erwartet, die einem bei der eigenen Arbeit helfen?
Die Bildbearbeitung ist für mich ein Arbeitsschritt, welcher mindestens genauso viel Zeit und Nerven kostet wie die Planung und Durchführung eines Shootings. Oft ende ich damit, meinen Laptop genervt zuzuklappen und probiere unendlich viele Farben und Looks für ein Bild aus, bis ich endlich zufrieden bin.
Sätze wie: „Schlaf noch einmal eine Nacht drüber“, oder „Vielleicht brauche ich einfach nur ein bisschen Abstand zu den Bildern“, gehören dabei fast selbstverständlich dazu. Genau wie kleine Krisen in denen ich mich frage, ob sich der Aufwand für meine Bilder überhaupt lohnt und ich sie nicht doch lieber einfach löschen sollte. Aber beginnen wir am Anfang.


Als ich damit anfing mich mehr mit der Fotografie auseinanderzusetzen, schaute ich viele YouTube Tutorials. Dabei stellte ich ziemlich schnell fest, dass man kaum um die Bildbearbeitungsprogramme Lightroom und Photoshop verzichten kann. Ich kaufte mir ein Abonnement und war überfordert mit der Vielzahl an Reglern und Einstellungen. Was macht diese Farbeinstellung mit meinem Bild und wie verändert sich das Licht, wenn ich den Kontrast verändere? Ich probierte viel aus, importiere immer neue Bilder und konnte doch nie das Ergebnis erzielen, welches ich im Kopf hatte.
Etwas frustriert landete ich in einer langen Nacht bei einem Artikel über Presets, die einem das Arbeiten mit Lightroom erleichtern sollen. Presets, das sind die Filter die man in dem Programm mit einem Klick über seine eigenen Bilder legen kann. Hört sich nicht schlecht an, dachte ich mir und arbeitete fortan mit dieser Variante.
Presets können ein guter Anfang sein, wenn man gerade versucht sich in das Lightroom Programm einzuarbeiten. Sie haben mir dabei geholfen die Einstellungen besser kennen zu lernen und herauszufinden, welcher Regler zu welcher Funktion gehört.
Trotzdem habe ich mittlerweile ein kleines Problem mit den Filtern. Das komplette Business vieler Fotograf*innen scheint sich nur noch um den Verkauf von Presets zu drehen, jede*r verkauft seinen eigenen Look für ein paar Euro im Netz. Darunter befinden sich ziemlich gute und ein paar weniger gute Presets, aber trotzdem werden oft ein paar wichtige Fakten vergessen.
1. Jedes erstellte Preset funktioniert für eine bestimmte Kamera.
Hat der/die Fotograf*in seine Bilder mit einer Canon fotografiert und den Filter dafür erstellt, können Abweichungen von Farben, etc. für andere Kameras entstehen.
2. Presets funktionieren nicht für jedes Bild und jeden Bildstil.
Jede*r Fotograf*in hat schon während des Fotografierens einen eigenen Stil. Manche fotografieren leicht unterbelichtet, um Details nicht verschwinden zu lassen. Manche mögen es heller, die Liste lässt sich wahrscheinlich unendlich lang fortführen. Das hat natürlich auch immer Auswirkung auf die Bildbearbeitung und Presets können die Arbeit dabei eher einschränken.
3. Oft machen die Filter gar nicht so viel.
Weil die Presets mit nur einem Klick über das Bild gelegt werden, entsteht ein täuschender Vorher/Nachher-Effekt. Schaut man sich einmal genauer an, welche Änderungen vorgenommen wurden, sind das aber in den meisten Fällen nur leichte Kontrast- oder Farbänderungen und jede Menge Körnung.


Natürlich stecken viele Fotograf*innen viel Arbeit in ihre Presets, bevor sie diese verkaufen. Anderes möchte ich hier niemandem unterstellen. Ich bekomme jedoch immer öfter das Gefühl, dass mit den Filtern vor allem Geld verdient werden soll und viele unerfahrene Fotograf*innen am Ende enttäuscht von ihrem Kauf sind. Denn genauso erging es auch mir, nachdem ich viel Geld investiert habe und eine Menge der Presets für meine Bilder nicht funktionierte.
Für mich entstand damit der Ansporn mehr über die Bildbearbeitung und Lightroom zu lernen. Ich habe am Anfang damit begonnen die gekauften Presets für meine Bilder anzupassen und mir dann später eigene erstellt. Als ich das erste Mal ein Bild von Grund auf allein bearbeitete, war dies einer der großartigsten Momente. Ich war unendlich stolz darauf, ohne Filter, ohne Presets und nur mit meinem eigenen Können an das Ziel gekommen zu sein.
Schon beim Fotografieren entsteht vor meinem Auge das fertige Bild mit eigenem Look und es macht umso mehr Spaß, diesen auch wirklich selbst kreieren zu können, ohne sich eingeschränkt zu fühlen. Dahinter steht ein langer Weg und immer wieder viel Frustration. Doch auch die Bildbearbeitung gehört zur Fotografie, auch sie ist ein Prozess in dem man sich immer wieder hinterfragt, ausprobiert und manchmal eben doch nicht weiterkommt.


Ich fragte mich, warum ich viel Aufwand in das Planen und die Durchführung eines Shootings stecken sollte, wenn ich am Ende doch nicht richtig glücklich mit der Bildbearbeitung bin. Oder den Look nur schnell mit einem Klick bearbeite, um die Bilder schnellstmöglich fertig zu bekommen.
Natürlich habe ich mir mittlerweile eigene Presets erstellt, die für meine Art zu Fotografieren gut funktionieren und die ich auch gern benutze. Zum Beispiel wenn ich in meinem Zimmer mit den immer gleichen Lichtverhältnissen fotografiere. Dann können Presets eine unglaubliche Erleichterung sein, schließlich müsste ich sonst immer wieder von vorn anfangen, um dann doch zum gleichen Ergebnis zu gelangen.
Wenn ich jetzt also die Frage gestellt bekomme, wie genau ich meine Bilder bearbeite, fällt es mir schwer eine richtige Antwort zu geben. Im Gegensatz zu den Erwartungen, jede*r Fotograf*in legt nur kurz einen Filter über die Bilder, steckt dahinter ein langer Weg der Entwicklung. Ich habe in die Bildbearbeitung genauso viel Zeit und Arbeit gesteckt, wie in die eigentliche Fotografie. Und im Endeffekt unterscheidet sich dieser Prozess sowieso noch einmal von Shooting zu Shooting.
Ich glaube es ist immer wichtig sich selbst auszuprobieren, zu experimentieren und dabei für sich selbst mehr zu lernen. Denn was bringt es uns, wenn wir am Ende des Tages auf eine Empfehlung ein Preset kaufen und trotzdem nicht richtig damit umgehen können? Oder liege ich an dieser Stelle komplett falsch? Schreibt mir gern eure Gedanken dazu in die Kommentare.





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